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Die Entmystifizierung des Unterbewusstseins

Dein Unterbewusstsein hat grossen Einfluss auf dein tägliches Leben: Mit automatisierten Handlungsabläufen vereinfacht es deinen Alltag. Es kann dich aber auch mit unbemerkten Programmen belasten. In diesem Beitrag erkläre ich dir, was unser Unterbewusstsein ausmacht und wie es funktioniert. Damit du bewusster damit umgehen kannst. 


Ich verspreche dir, diese Zeilen werden dein Leben verändern. Sie werden dich reich, glücklich und zufrieden machen. Sie werden dir ein Gefühl vermitteln, dass du in dieser Form noch nie erlebt hast. Eine Ruhe wird in dein Leben treten, die dir eine absolute Sicherheit vermittelt. Sicherheit und Ruhe, die du sichtbar ausstrahlen wirst. Dieses Versprechen ist an zwei einfache Bedingungen geknüpft:

  1. Du musst es wollen. Hier wird es für viele bereits schwierig. Was heisst wollen? Wenn ich etwas will, dann bekomme ich es auch? Ganz so einfach ist es nicht. Wollen heisst in erster Linie, Bedingungen zu schaffen, um wirklich darauf eingehen zu können. Nur weil ich wirklich fest auf einem Seil Balancieren will, kann ich dies noch lange nicht. Aber ich kann mir Bedingungen schaffen, unter denen ich dies optimal üben kann. Damit ich dann, wenn ich den Drang verspüre zu trainieren, dies wieder und wieder tun kann. Wenn ich nicht auf dem Seil balancieren will und dem entsprechend keine Vorbereitungen treffe, werde ich diese Fähigkeit auch nie erlangen.

  2. Du musst es zulassen. Etwas zuzulassen, heisst auch, sich auf etwas einzulassen. Ich muss, wenn ich das Seil gespannt habe, auch wirklich auf das Seil steigen, um meine Fertigkeiten zu verbessern. Ich muss Instruktionen einer Lehrperson, die sich damit auskennt oder die Erklärungen in einem Youtube Video zulassen, um ans Ziel zukommen.

Wenn du es schaffst, diese beiden Bedingungen in deinen Leben zu befolgen, wird Erfolg von alleine eintreffen. «Aber», fragst du dich vielleicht,  «was hat denn das mit dem Unterbewusstsein zu tun?» Einen Moment, das erkläre ich dir gleich.

Glaubst du, du putzt dir bewusst die Zähne?

In der Hypnosetherapie arbeite ich mit deinem Unterbewusstsein. Freund:innen, Bekannte, Klient:innen und Patient:innen fragen mich in der Therapie häufig, was denn «dieses Unterbewusstsein» genau sei. Zur Erklärung bediene ich mir einer ganz banalen Alltagssituation: Glaubst du, du putzt dir bewusst die Zähne? Stell dir vor, du stehst im Badezimmer. Noch bevor du die Zahnbürste zu deinem Mund führst, hast du zur Tube gegriffen und dir genau die richtige Menge Zahnpasta auf die Bürste gedrückt. Sei ehrlich, hast du in den letzten Jahren jemals über diesen Vorgang nachgedacht? Ich behaupte, wenn alles normal läuft, die Tube nicht leer ist und du alleine im Bad bist, hast du keinen einzigen Gedanken an diesen Ablauf verschwendet. 

Und nun erinnere dich daran, wie schwer es für dich als kleines Kind war, diese Tube zu öffnen und dann wieder zu schliessen. In welche Richtung musst du den Deckel drehen, um die Tube zu öffnen? Wie hältst du die Bürste in der Hand? Wie stark ist dein Griff um Tube und Bürste? Woher weisst du, mit welcher Hand du die Tube und die Bürste hältst? Wie stark musst du drücken, damit nicht zu viel, nicht zu wenig sondern gerade genug Paste auf den Borsten landet?. Dies sind nur ein paar Gedankengänge, mit denen sich das kindliche Gehirn während des Vorgangs «Zähneputzen» beschäftigt. In Realität sind es noch viele mehr. Glaubst du immer noch, dass dies ein bewusster Vorgang ist?

Auf programmierte Handlungsabläufe ist Verlass

Unser Gehirn ist ein erstaunliches Organ. Wir denken in Bildern. Den Zahnputz-Ablauf, den wir alle schon so oft befolgt haben, wird vom Gehirn automatisch ausgeführt. In erster Linie über Erinnerungen, aber auch über Vergleiche. Beim Aufblitzen des Zähneputz-Bildes startet es das «Zahnpaste auf die Zahnbürste»-Programm. Dieser Ablauf wird zu 99 Prozent immer genau gleich ablaufen. Während das Programm läuft, wird das Gehirn laufend mit Messdaten aus den Sensoren in den Händen versorgt. Wie viel Druck haben die Finger auf der Tube? Wie schwer und wie gross ist die Tube? Wie viel Paste könnte dem entsprechend noch in der Tube sein? Wie stark muss ich nun drücken, damit am Ende genug Zahnpasta auf die Bürste ist? Der Handlungsablauf wird mit einem Kontrollblick abgeschlossen. Wo habe ich in der Zwischenzeit den Deckel hingelegt? Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Auf jeden Fall wäre das Gehirn und die ausführenden Hände immer im Stande, auf eine abnorme Situation zu reagieren.

Noch während das «Zahnpaste auf Zahnbürste»-Programm läuft, wird bereits das «Zähneputzen»-Programm initiiert. Bestimmt kennst du die Situation, in der die Dentalhygienikerin dir einfache Tipps gibt, um gewisse Stellen besser putzen zu können? Warum nur fällt es uns so verdammt schwer, diese simplen Instruktionen umzusetzen? Wir fallen immer wieder ins bestehende Programm zurück. Haben wir der Fachfrau wirklich folgen wollen? Haben wir zugelassen, dass sich in unserem Hirn ein neues Programm bildet?

Unser Gehirn ist komplexer als ein Lichtschalter

Unser Leben, unser Sein, das was uns ausmacht, ist gespickt mit solchen Abläufen. Ein paar dieser Programme können wir beeinflussen. Andere nicht. Manche starten und beenden wir bewusst. «Zahnpaste auf Zahnbürste» dauert ein paar wenige Sekunden. Andere Programme sind länger: für sie benötigen wir Minuten, Stunden, Tage. Oder sogar unser Leben lang. Es gibt Programme, die dürfen nicht bewusst ablaufen, weil wir sonst nicht lebensfähig währen. Stell dir vor, wir müssten aktiv Denken um Herz, Atmung, Verdauung oder hormonelle Vorgänge zu steuern. Da bliebe für wirkliche Leben nicht mehr viel übrig.

Unseren Bewegungsapparat hingegen benutzen wir bewusst. Wir starten ganz gezielt Vorgänge. Grobmotorische und feinmotorische. Wir rennen, springen, tanzen, spielen. Wir können feine Fäden einfädeln. Aber was genau denken wir uns dabei? Ich auf jeden Fall habe beim Rennen noch nie an irgendwelche Muskelaktivitäten gedacht. Daran, wann ich welchen Muskel anspannen muss, um vorwärts zu kommen. Jemand, der nicht wie ich eine medizinische / anatomische Ausbildung genossen hat, hat in der Regel keine Ahnung, wo die beteiligten Muskeln verlaufen und was sie für eine Funktion haben. Was bedeutet: Wenn laufen oder tanzen rein bewusste Vorgänge wären, könnte sich die Mehrheit der Menschen aufgrund fehlenden Wissens gar nicht bewegen! Unser Gehirn ist um einiges komplexer als ein Lichtschalter. Es git nicht nur ein An und ein Aus. Bevor unser Körper eine Aktion ausführt, sind an das entsprechende Bewegungsbild in unserem Kopf Millionen von Prozessen gebunden.

Cleverer Filter: Nur Systemrelevantes wird bewusst wahrgenommen

Bisher haben ich nur über die «Produktion» einer Bewegung gesprochen. Was ist mit unserem sensorischen System? Es beschäftigt sich mit den  Eindrücke, die 24 Stunden am Tag auf uns einwirken. Auch hier gebe ich dir ein kleines Beispiel: Während du diese Zeilen liest, spürst du deinen Pulli oder dein T-Shirt auf deiner Haut? Jetzt! Genau in diesem Moment wird es dir erst bewusst. Würden alle Informationen, die unsere Sinne aufnehmen, ungefiltert auf unser Bewusstsein treffen, wären wir total überfordert.

Im Gehirn übernimmt diese Funktion der Thalamus. Er ist das Tor zum Bewusstsein und filtert für uns relevante Sinneseindrücke (inklusive Schmerz) heraus, damit wir sie bewusst wahrnehmen können. Der Thalamus hat nach einer gewissen Zeit gelernt, die Berührung deines T-Shirts als nicht wichtig einzustufen und hat diese Stimulation deshalb aus deinem Bewusstsein verbannt. Und zwar so lange, bis sie aus einem bestimmten Grund wieder zum Thema wird. Zum Beispiel weil dich jemand darauf hinweist oder die Berührung des Stoffs auf der Haut unangenehm ist. Das Entscheidende dabei ist, das dein T-Shirt, so lange du es trägst, eigentlich immer einen Stimulus schickt. Dieser Reiz ist aber, weil er permanent wirkt und keinen direkten Schaden verursacht, einfach nicht relevant fürs System. Dasselbe gilt für deine Schuhe. Du nimmst sie im Verlauf des Tages nur wahr, wenn sie drücken oder sich sogar eine Blase gebildet hat. Ansonsten sind sie einfach nicht systemrelevant.

Unbewusste Entlastung im Alltag

Du siehst, das Unterbewusstsein ist kein Mysterium. Es ist ein wertvolles System, das uns im alltäglichen Leben entlastet. Es ist immer aktiv. Seine Programme laufen permanent. Die Informationen, welche diese für uns rausfiltern, dringen nicht bis in unser Bewusstsein vor. Dennoch wirken sie auf uns. Unser Körper unterscheidet dabei nicht zwischen guten und schlechten unbewussten Programmen. Das Programm «Faustballen», in dem sich eine Faust bildet, ist für sich kein schlechtes Programm. Erst kombiniert mit den Programmen «Auf jemanden zugehen» und «schlagen» wird es problematisch.

Und auch das Programm «Zahnpasta auf Zahnbürste» macht erst dann Sinn, wenn danach das Programm «Zähneputzen» ausgelöst wird. Und auch nur in dieser Reihenfolge. Keinem käme es in den Sinn, dies umgekehrt zu tun. 

Von Kerzen und Klapsen

Was ist aber mit Programmen, die komplett unterbewusst ablaufen? Wie beeinflussen wir diese, wenn wir gar nicht wissen, dass sie überhaupt ablaufen? Stell dir Folgendes vor: Als du Kind warst, war es üblich, während dem Essen eine Kerze anzuzünden. Jeden Tag. Beim Frühstück, Mittag- und Abendessen. Du durftest die Kerze aussuchen und anzünden. Damit hättest du dein eigenes «Kerzen»-Programm erstellt. Es wäre völlig normal gewesen und du hättest nichts anderes gekannt. Was glaubst du? Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass du noch heute bei Kerzenlicht isst? Oder es sich zumindest sehr gut anfühlt, wenn du es gelegentlich machen würdest?

An solche schönen Erlebnisse erinnern wir uns gerne. Sie fühlen sich gut an, sie bestärken uns, sie geben uns Kraft. Wenn wir uns daran erinnern sind wir augenblicklich wieder in dieser Situation, man spürt die Gefühle, die an diese Erinnerung gekoppelt sind, wir sehen die Bilder dazu.

Leider brennen sich nicht nur Kerzen, sondern auch negative Dinge in unser Unterbewusstsein ein: Was, wenn du als kleines Kind geschlagen wurdest? Gelegentlich, wenn du unartig warst und dein Vater mit dir nicht einverstanden war. Damals, als du die teure Vase hast fallen lassen und sie in tausend Stücke zerbrach ... Er hat dich geschlagen und gleichzeitig gesagt, wie unnütz, überflüssig und tollpatschig du bist. In diesem Moment wurde das «Ich bin nichts wert und mein Vater hat recht»-Programm geschrieben. Später entwickelte sich daraus das Programm «Ich bin selbst schuld». Dieses Gefühl, das sich bis heute in deinem System festgesetzt hat und in gewissen Situationen immer wieder Oberhand gewinnt.Solche belastenden Programme im System unterhalten sich völlig autonom. Sie aktivieren sich durch Trigger oder kehren einfach automatisch wieder. Noch heute hört man hin und wieder Stimmen und Meinungen, die sagen, ein gelegentlicher Klaps habe noch keinem geschadet. Das stimmt nicht!

Niemand erinnert sich gerne an negative Erlebnisse. Sie wecken in uns beklemmende und ängstigende Gefühle. Es fällt uns schwer zu atmen, der Puls steigt in die Höhe und wir haben ein flaues Gefühl im Magen. Wir versuchen automatisch diesen Bildern keine Plattform zu bieten und beginnen sie zu verdrängen. Mit der Zeit verblassen sie vielleicht. Was bleibt, sind die schlechten Gefühle. Das Programm «Niemand hat mich gern» verschwindet aus unserem Bewusstsein und setzt sich in unserem Unterbewusstsein fest. Dort findet es weiter statt. Getriggert oder automatisiert kommt es immer wieder einmal zum Laufen. Schlechte Gefühle, die einem sagen, man wäre nichts wert, beklemmender Druck auf dem Brustkorb, wenn man mit anderen Menschen sprechen muss. Rational nicht erklärbar, aber präsent.

Schmetterlingseffekt: Kleine Änderung, grosse Wirkung

Eindrücke, die auf unser System treffen, filtert wie oben erwähnt der Thalamus. Dieser ist aber nicht nur für Wahrnehmungen von aussen, sondern auch von innen und für die Filterung unserer Gefühle verantwortlich. Dieses Filter-System entscheidet, welche Gefühle ich in welcher Situation zulasse und welche ich unterdrücke. Das Unterbewusstsein entscheidet, was wir bewusst wahrnehmen sollen und was nicht. Dabei stellt sich eine Frage: Wenn Programme automatisch ablaufen, wenn das Unterbewusstsein unsere Wahrnehmung und Motorik steuert, welche Entscheidungen treffen wir überhaupt bewusst und welche Aktivitäten führen wir eigenständig aus?

Sind wir nur Maschinen? Biologische Roboter? Entscheiden wir eigenmächtig oder sind wir Marionetten unseres eigenen Unterbewusstseins? Wo im Körper oder Gehirn steckt unsere Persönlichkeit? Ist in diesem elektrochemischen Konstrukt überhaupt so etwas wie Persönlichkeit, die uns ausmacht? Macht uns unser neuronales, durch Erfahrung und genetischen Bauplan geprägtes Muster zu dem, was wir sind? Würden genetisch identische Personen mit der absolut gleichen Erfahrungsgeschichte gleich denken, gleich fühlen und gleich entscheiden? Wahrscheinlich machen zufällige Verknüpfungen den Unterschied.

Ein Regentropfen fliesst nicht immer auf die gleiche Weise über eine Glasscheibe. Unten am Fenster bildet sich auf jeden Fall eine Pfütze. Aber wie sie aussieht, entscheidet der Zufall. Menschen mit gleichen Voraussetzungen entwickeln sich ähnlich – aber nicht gleich. Der amerikanische Meteorologe Edward N. Lorenz hat gesagt, dass ein Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien unter Umständen einen Tornado in Texas auslösen kann. Dies wurde als der sogenannte Schmetterlingseffekt bekannt. Ein Phänomen der nicht linearen Dynamik, die besagt, dass auch eine kleine Änderung in einem System grosse Auswirkung haben kann. Auf Menschen übertragen kann das bedeuten: Drei Kinder mit derselben Vorgeschichte werden mit klassischer Musik konfrontiert. Bei Kind A trifft dieser Reiz auf Verknüpfungen, die dazu führen, dass es Interesse an klassischer Musik entwickelt, ein Instrument lernt und später Musiker in einem Orchester wird. Bei Kind B sind die Bedingungen so, dass sein System sich in Gegenwart dieses Reizes völlig neutral verhält. Es passiert nicht. Bei Kind C löst dieser Impuls Ablehnung aus. Es kann und will mit dieser Musik überhaupt nichts anfangen.

Was passiert, wenn diese Kinder weiter diesem Reizen ausgesetzt sind. Nach dem Chaos-Prinzip sind die Weichen bei allen beteiligten Kinder bereits gestellt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie sich in die eingeschlagene Richtung weiterentwickeln. Aber auch das innere unterbewusste System wird sich an den bereits gebildeten Synapsen orientieren. Kind A findet mehr Gefallen, B ist es egal und die Abneigung von Kind C wird wahrscheinlich eher zunehmen. Aber nichts ist in Stein gemeisselt! 

Bestehende Muster lassen sich ändern

Haltungen können sich durch veränderte Voraussetzungen, die Verschiebung von Prioritäten oder aber auch durch traumatische Ereignisse ändern. Das heisst, unser System kann jeder Zeit lernen, sich auf Situationen neu einzustellen. Dabei ist es leichter, ein bestehendes Muster zu ändern, indem man einen Teil des Programmes weglässt. Weniger einfach ist es, einen neuen Programmteil hinzuzufügen. Nehmen wir an ich gehe jonglierend eine Treppe hinunter. Höre ich mit dem Jonglieren auf, wird es einfacher. Ich lasse einen Teil des Programmes weg und mein Unterbewusstsein muss deutlich weniger arbeiten. Jongliere ich jedoch mit mehr Bällen, nimmt der Schwierigkeitsgrad zu. Der Aufwand ist deutlich erhöht.

Alle Entscheidungswege bleiben offen

Treffen wir wirklich eigenständige Entscheidungen? Oder basieren sie alleine auf dem Zufall, weil wir nur zwei Handlungsoptionen sehen: Es so zu tun oder es nicht zu tun? So einfach ist das nicht. Unser System entscheidet in einem mehrstufigen Verfahren.

 

Machen wir auch hier ein Gedankenexperiment: Du musst dich entscheiden, ob du eine Geldbörse auf dem Nachbartisch im Restaurant einstecken willst. Der Besitzer ist gerade auf die Toilette gegangen und die Gelegenheit wäre günstig. Dein Unterbewusstsein wird während der Situation ständig mit der Entscheidung «Ja oder Nein?» konfrontiert. Aufgrund deiner genetischen Veranlagung und deiner Prägung findest du den Diebstahl eher verwerflich und willst ihn nicht ausführen. Dein System sucht nach einer Lösung und greift auf das Programm «Geldbörse klauen» zurück. Ja? Oder nein?

Das Programm «Geldbörse klauen» ist den meisten von uns fremd. Es ist kein tiefverankertes Programm wie das Zähneputzen. Dementsprechend fühlst du nicht den Drang es auszuführen. Du bist im Normalfall stark genug es zu stoppen.

 

Um den Ablauf in diesem System zu verstehen, stellst du dir nun ein Schienennetz vor. Du bist der Zug und fährst auf einem Gleis los. Bald kommt eine Verzweigung. Hier teilt sich die Strecke in zwei Gleise. Eines führt zum Stehlen. Das andere nicht. Wenn dein System den Nicht-Stehlen-Weg einschlägt, kommen deine Erziehung und deine Prägung ins Spiel. Du fährst direkt in den Nicht-Stehlen-Bahnhof ein. Wählt es jedoch den Stehlen-Weg, wird es wegen deiner moralischen Prägung bald erneut auf eine Verzweigung treffen, an der eine Stehlen-/Nicht-Stehlen-Weiche zufällig über den weiteren Verlauf der Route entscheidet.

Dieser Prozess läuft schier unendlich so weiter. Das System passiert Millionen von Verzweigungen. Auch wenn du dich am Ende wahrscheinlich gegen das Stehlen entscheiden wird; es gibt keine absolute Gewissheit. Denn auch noch bei den letzten Weiche, könntest du zufällig auf das falsche Gleis gelangen. Bei jemandem, der in einer kriminellen Umgebung aufgewachsen ist, können die Weichen aufgrund der stärkeren negativen Prägung früher in den Stehlen-Bahnhof führen. Auch durch eine akute Notlage kann sich das System gezwungen fühlen, bestehende positive Prägungen zu ignorieren und den Griff zur fremden Geldbörse rascher erlauben.

 

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